Eine kurze Reflexion über die Winter-Dunkelheit, skandinavische Herzlichkeit, datengestützte Radmobilitätsforschung und eine 34-stündige Zugfahrt – von Christian Werner.

        

Anfang dieser Woche bin ich von der International Cycling Safety Conference (ICSC) in Oslo (Norwegen) zurückgekehrt. Für mich war es die erste Teilnahme an der ICSC – und mir hat die Konferenz mit ihren vielfältigen Perspektiven sehr gut gefallen. Die Konferenz bringt Personen aus Forschung, Planung und politische EntscheidungsträgerInnen zusammen, um die Sicherheit im Radverkehr zu verbessern. Es war eine inspirierende Zeit mit tollen Vorträgen und Gesprächen – und das alles in der sehr lebenswerten Stadt Oslo. Ja, Skandinavien im November bedeutet auch sehr begrenztes Tageslicht. Aber die Freundlichkeit, die Ideen und die generelle Energie auf der ICSC haben das mehr als wettgemacht!

Es war mir eine Ehre, in der Session „Nordic Perspectives on Cycling” die datengestützte Methode zur Lückenerkennung in Radwegenetzen vorzustellen. Für diesen Vortrag habe ich die Methode, die Teil meiner Dissertation ist, auf den Großraum Oslo angewendet und die Ergebnisse anschaulich dargestellt. Ich war sehr gespannt auf das Feedback der lokalen PlanungsexpertInnen, die sich in Oslo natürlich perfekt auskennen. Ihr Feedback war sehr positiv, und ich hoffe, dass wir bei der weiteren Validierung und Weiterentwicklung des datengestützten Ansatzes zusammenarbeiten können. Die Folien meiner Präsentation sind bei Zenodo verfügbar: https://doi.org/10.5281/zenodo.17549404.

Konferenzbeiträge zu Alleinunfällen und zusätzliches Feedback von lokalen PlanungsexpertInnen halfen mir ebenfalls dabei, Prioritäten für die Entwicklung unseres Open-Source-Projekts NetAScore abzuleiten. So ist beispielsweise die Integration von (Straßenbahn-)Gleisen in das Bikeability-Modell von NetAScore ein wichtiger Aspekt, der für die kommende Version geplant ist. Wir werden auch die Datenverfügbarkeit für die Berücksichtigung detaillierter Infrastrukturmerkmale wie Bordsteinhöhen prüfen.

Vielen Dank an das Organisationsteam und an alle, die die ICSC 2025 zu einer so gelungenen Veranstaltung gemacht haben! Höhepunkte des Rahmenprogramms waren der Empfang im Rathaus von Oslo und das Abendessen im Høymagasinet mit köstlichen norwegischen Speisen. Und allerbesten Dank an Jonas, der mich beherbergt und die Reise einfach perfekt gemacht hat!

Wie üblich bin ich wieder mit dem Zug angereist. Die Fahrt von Salzburg nach Oslo bot eine gute Mischung aus Produktivität und Freizeit: ein sehr produktiver Arbeitstag im ICE, ein gemütlicher Zwischenstopp in Göteborg und eine lanschaftlich sehr schöne Rückfahrt über Stockholm, von wo ich den Nachtzug nach Deutschland genommen habe. Das hat mir einmal mehr gezeigt, wie nachhaltiges Reisen sowohl effizient als auch angenehm entspannend sein kann.