Der „International Cycling Safety Congress“ (ICSC) ist ein jährlich stattfindender, transdisziplinärer Kongress, der sich den zahlreichen Facetten der Radverkehrssicherheit widmet. Heuer fand die Veranstaltung an der Medizinischen Hochschule Hannover statt. Etwas mehr als 130 Experten von 26 Ländern aus den unterschiedlichsten Domänen tauschten sich während der letzten zwei Tage über medizinische, rechtliche, planerische und soziologische Aspekte der Radverkehrssicherheit aus.
Martin Loidl vom GI Mobility Lab stellte im Rahmen der Session „Overview of Cycling Safety“ die Möglichkeiten des GIS Einsatzes bei der Analyse von Fahrradunfällen und der Modellierung von Sicherheitsrisiken vor. Die Folien zur Präsentation sind hier und ein kurzer inhaltlicher Abriss hier verfügbar. Das gemeinschaftlich verfasste Conference Paper kann an dieser Stelle in einer Vorabversion gelesen werden.
Inhaltlich bot die Veranstaltung viele wichtige Impulse. Mehrere, durchaus auch kritische, Beiträge behandelten diverse Facetten von Feldstudien, so genannten Natural Cycling Studies. Hier ist sowohl paradigmatisch als auch technisch einiges in Bewegung, weshalb es spannend bleibt, welche Erkenntnisse aus derartigen Studiendesigns in Zukunft zu erwarten sein dürfen.
Ebenfalls breiten Raum nahmen Studien zu Kreuzungssituationen ein. Da rund 50% aller Unfälle im Kreuzungsbereich erfolgen ist dies keinesfalls verwunderlich. Insgesamt wurde sehr schön deutlich, dass isolierte Maßnahmen kaum Abhilfe schaffen, sondern nur integrierte Lösungen (Infrastruktur, Geschwindigkeit, soziales Verhalten) eine Verbesserung bewirken können.
Der Trend hin zu motorunterstützten Radfahren spiegelte sich natürlich in mehreren Beiträgen wider. Allerdings liegen bis dato kaum belastbare Aussagen zu Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit vor. Wie auch in der Fachliteratur, war das Thema der Helmpflicht als sicherheitsrelevante Maßnahme höchst umstritten. Während es Evidenzen sowohl auf der Seite der Befürworter als auch auf der Seite der Gegner einer allgemeinen Helmpflicht gibt, scheint der (mobilitäts-) kulturelle Hintergrund letztendlich ausschlaggebend für die jeweilige Gesetzeslage zu sein. Befürworter einer Helmpflicht argumentieren vor allem ausgehend von einer Minderung der Unfallfolgen, während Gegner einer Helmpflicht die proaktive Vermeidung von eben diesen Unfällen, beispielsweise durch infrastrukturelle Maßnahmen, als wesentlich effektiveren Ansatz propagieren.
Die Synthese aller auf der Konferenz gesammelten Eindrücke ist vor allem die, dass das Thema der Verkehrssicherheit erfolgskritisch bei der Förderung des Alltagsradverkehrs ist und es domänenübergreifende Kooperationen bedarf um eben diese Sicherheit in (urbanen) Verkehrssystemen etablieren zu können. Gewissermaßen als Integrationsplattform der verschiedenen Perspektiven auf das Thema bietet sich der geographische Raum, modelliert in Geoinformationssysteme, an.
Genau diesen Beitrag versuchen wir als Arbeitsgruppe in diversen Projekten und Initiativen mit unseren Modellierungs- und Analyseroutinen zu leisten!
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