Die heurige Klausur des GI Mobility Labs stand unter dem Motto intelligenter Mobilität. Überlegt wurde vor allem, welche innovativen Beiträge mit Konzepten, Methoden und Werkzeugen der Geoinformatik geleistet werden können.
Ausgangspunkt unserer Überlegungen war der räumliche Charakter von Mobilität, also dem Überwinden von Raum. Wurde lange Zeit einfach der Raum für Mobilität optimiert und erweitert, indem beispielsweise neue oder breitere Straßen gebaut wurden, ist man in den letzten Jahren dazu übergegangen den vorhandenen Raum effizienter zu nützen. Unter dem Schlagwort „Intelligente Transportsysteme“ (ITS) ging bzw. geht es vor allem darum durch Information bestehende Mobilitätsformen zu optimieren und miteinander zu verzahnen. Intelligente Mobilität geht noch einen Schritt weiter. Nicht ein bestimmtes Transportsystem oder eine bestimmte Mobilitätsform soll für sich genommen optimiert werden, sondern das Überwinden des Raums, also die Mobilität selbst, soll intelligent ermöglicht werden. Intelligent meint dabei, dass Attribute wie Flexibilität und Effizenz mit Aspekten des Komforts, der Nachhaltigkeit oder der Gesundheitsförderung verbunden werden. Schon seit einigen Jahren zeichnet sich der paradigmatische Wechsel, vor allem in den Städten, ab: nicht mehr das Auto bzw. die Fortbewegung mit eben diesem, sondern die Befriedigung eines spezifischen Mobilitätsbedürfnisses steht im Vordergrund. Flexible Mobilitätsdienstleister wie Uber – unabhängig davon wie man dazu steht! -, integrierte Mobilitätsangebote („Mobility as a Service“) oder expandierende Fahrradverleihsysteme sind Symptome eines sich rapide änderenden Mobilitätsumfelds.
Neben einem Wandel der Werte und des Lifestyles gibt es aber auch handfeste wirtschaftliche und ökologische Gründe für neue Ideen und Angebote für Mobilität. Volkswirtschaftliche Nachteile (von Gesundheitsfolge- bis Staukosten) einer autozentrierten Mobilität und ein wachsendes Bewusstsein für den Beitrag eine „verschwenderischen“ motorisierten Individualverkehrs zwingen Entscheidungsträger zum Umdenken. Natürlich können Verkehrsleitsysteme, Tempobegrenzungen, Takterhöhungen des ÖV usw. gewisse Symptome einer krankenden Mobilität lindern. Nachhaltige Lösungen werden aber nur mit dem Mut Mobilität neu und anders zu denken und der Entwicklung neuer Angebote gelingen.
Wir sind der Überzeugung, dass gerade die Geographie bzw. die Geoinformatik in dieser Situation entscheidende Beiträge leisten kann. Durch eine ganzheitliche Betrachtung komplexer Systeme ist die geographische Brille so etwas wie ein Kaleidoskop, das es erlaubt verschiedene Sichten und Nutzungsformen des Mobilitätsraums (neu oder erstmalig) miteinander in Beziehung zu setzen und daraus neue Erkenntnisse abzuleiten. GIS ist als Werkzeug für den diagnostischen Einsatz etabliert, kann aber darüber hinaus auch wichtige Komponenten für intelligente Mobilität bereitstellen. Intelligente Planungstools basieren ebenso wie hoch dynamische, personalisierte Auskunftssysteme auf räumlicher Information, die aus einer Vielzahl an Daten abgeleitet werden kann.
In den nächsten Wochen und Monaten werden wir einige der bereits entwickelten Ansätze in prototypischen Webanwendungen vorstellen. Dabei wird es um personalisierte und adaptive Routenauskunft, um Werkzeuge für die Umfeldanalyse oder um die Berechnung der „Bikeability“ für größere Einheiten gehen.
Vieles von dem, was wir im vergangenen Jahr gelernt und entwickelt haben, entstand in einem angenehmen Klima der Kooperation mit KollegInnen innerhalb und außerhalb von ZGIS. Diese Zusammenarbeiten, vor allem auch mit Experten mit anderen Hintergründen, sei es der behördliche, planerische oder sozialwissenschaftliche, erleben wir als besonders positiv. Wir sind uns sicher, dass gerade das Thema der Mobilität genau diese Transdisziplinarität erfordert, um intelligent und damit zukunftsfit zu werden.
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