Der VCÖ Mobilitätspreis gilt in Österreich als wichtigste Auszeichnung im Bereich nachhaltiger Mobilität. Er wird jährlich in verschiedenen Kategorien verliehen. Heute Abend wurde im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung das Forschungsprojekt GISMO in der Kategorie „Wissenschaftliche Forschung und Studien“ prämiert.

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt konnte nicht nur die Expertenjury, sondern auch unzählige Interessierte, die sich am Publikumsvotum beteiligten, überzeugen. Tatsächlich ist es mit GISMO erstmals gelungen, die verschiedenen Fachgebiete, die sich mit Gesundheit und Pendelmobilität beschäftigen, zu verknüpfen. Es gibt eine Vielzahl von Expertinnen und Experten, die ein Anliegen für Gesundheitsförderung und Mobilitätsmanagement haben:

  • Basierend auf den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), propagieren Medizinerinnen und Mediziner körperliche Bewegung als ideale Präventivmaßnahme. Entsprechend umfassend ist der wissenschaftliche Befund, der die vielen positiven Gesundheitseffekte aktiver Mobilität bestätigt. Weniger bekannt ist, mit welchen gesundheitlichen Effekten bei Maßnahmen, die im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements oder der betrieblichen Gesundheitsförderung typischerweise implementiert werden können, zu rechnen ist.
  • Unternehmen installieren aus verschiedenen Beweggründen ein betriebliches Mobilitätsmanagement. Sei es um gewissen Umweltauflagen Folge zu leisten, betriebswirtschaftliche Effekte zu erzielen oder ein positives Image durch die wahrgenommene betriebliche Verantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) zu pflegen. Gesundheitseffekte wurden in diesem Kontext bislang eher nachrangig adressiert.
  • Seit je her ist die Personenmobilität eng mit räumlicher Information, Planung und Auskunftssystemen verbunden. Routing- und Navigationslösungen sind zu alltäglichen Werkzeugen geworden, wobei das Hauptaugenmerk der meisten Dienste auf reisezeitoptimierten Empfehlungen liegt. Um individuelle Pendelverbindungen zusätzlich hinsichtlich Gesundheitsaspekten zu optimieren, bedarf es komplexer Modelle und Analyseverfahren, die die räumlichen Gegebenheiten berücksichtigen. Dazu zählen nicht nur die möglichen Verbindungen, sondern auch die infrastrukturelle Ausstattung und damit Eignung des Straßenraums für aktive Mobilitätsformen.

Im Forschungsprojekt GISMO wurden diese Domänensilos gezielt aufgebrochen und quervernetzt. Darauf aufbauend wurden gänzlich neue Informationen, durch die Verbindung medizinischer Forschung und georäumlicher Verfahren erzeugt. Ergebnis ist eine interaktive, webbasierte Informationsplattform, die es Unternehmen und Institutionen erlaubt, auf ihre Mitarbeiter zugeschnittene Maßnahmen zur Förderung aktiver, gesunder Pendelmobilität zu setzen.

Voraussetzungen für ein Forschungsprojekt wie GISMO sind einerseits eine herausragende Expertise in der eigenen Domäne und andererseits die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und eine gemeinsame Sprache bislang nicht verwandter Disziplinen zu entwickeln. Den involvierten Kolleginnen und Kollegen vom Institut für Sportmedizin der Salzburger Landeskliniken, dem Universitätsspital Zürich, dem Forschungsstudio iSPACE der Research Studios Austria sowie der beiden Firmen TraffiCon und Herry Consult ist dies zweifellos gelungen.

„Mit dem VCÖ Mobilitätspreis wurden die zahlreichen Bemühungen aller Konsortialpartner und der unterstützenden Institutionen vor den Vorhang geholt. Der konsequente interdisziplinäre Ansatz eröffnet tatsächlich neue Möglichkeiten in der Förderung nachhaltiger und gesunder Mobilität. Wir freuen uns, dass dieser Weg heute Abend honoriert wurde.“ sagt Martin Loidl, GISMO Projektleiter und Forscher am Z_GIS.

Das Forschungsprojekt GISMO läuft noch bis Ende November 2018. Aktuell werden die umfangreichen Daten der medizinischen Interventionsstudie ausgewertet. Die Ergebnisse fließen in die konzipierte Informationsplattform ein und werden in verschiedenen wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht.