Nach der erfolgreichen Akquise von 70 Probandinnen und Probanden innerhalb der Salzburger Landeskliniken (SALK) legen ab sofort die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer der Interventionsgruppe (N = 50) ihren Arbeitsweg statt mit dem Auto aktiv zurück; die Kontrollgruppe ändert ihr Mobilitätsverhalten nicht. Mit der Implementation der Studie ist dem Projektkonsortium ein wichtiger Meilenstein gelungen (Pressemeldung). Erfahren Sie hier Details zur Studie und zu den nächsten Schritten.

Was wird in der klinischen Studie untersucht?

Eingangsuntersuchung eines Probanden (Bildrechte: SALK)

In der klinischen Studie, die vom Herzzentrum des Universitätsspitals Zürich maßgeblich mitentwickelt wurde, wird untersucht, wie sich verschiedene Maßnahmen zur Förderung aktiver Mobilität im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätsmanagements auf den gesundheitlichen Gesamtzustand der Probanden auswirken. Zu diesem Zweck werden die 70 Probandinnen und Probanden in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe unterteilt. Bei der Kontrollgruppe werden keine gezielten Maßnahmen zur Änderung des Mobilitätsverhaltens gesetzt. Dagegen werden Probandinnen und Probanden der Interventionsgruppe motiviert den Arbeitsweg statt mit dem Auto aktiv zurückzulegen. Als Alternativen zum Auto wird einerseits das Fahrrad und andererseits die Kombination aus öffentlichem Verkehr und zu Fuß gehen gezielt unterstützt.
Alle Probandinnen und Probanden unterziehen sich zu Beginn der Studie und nach Ablauf eines Jahres einer eingehenden, sportmedizinischen Untersuchung am Universitätsinstitut für präventive und rehabilitative Sportmedizin der PMU Salzburg, um gesundheitliche Veränderungen feststellen zu können. Des Weiteren zeichnen die Probandinnen und Probanden während der Studienlaufzeit ihre tägliche Pendelmobilität in so genannten Mobilitätstagebüchern auf. Diese Aufzeichnungen werden mit Hilfe von GPS-fähigen Fitnessuhren stichprobenartig überprüft. Insgesamt liegen am Ende der Studie Daten zur tatsächlich geleisteten Pendelmobilität und zum Gesundheitszustand vor und nach den Maßnahmen vor. Da im Rahmen der Studie personenbezogene Daten erhoben werden, wurde das Studiendesign der zuständigen Ethikkommission der Universität Salzburg zur Prüfung vorgelegt und von dieser bewilligt.

Was passiert mit den Daten?

Die medizinischen Daten unterliegen den strengen Datenschutzregeln einer sportmedizinischen Untersuchung und sind im krankenhauseigenen Informationssystem vor Fremdzugriffen geschützt. Die Mobilitätsdaten werden anonymisiert per Tagebuch und GPS Tracking erhoben und über ein Pseudonym mit den Gesundheitsdaten verbunden. Ausgegeben werden ausschließlich aggregierte Kennzahlen, die weder direkte noch indirekte Rückschlüsse auf Einzelpersonen zulassen. Alle anderen Daten, die im Rahmen des Forschungsprojekts verwendet werden, sind öffentlich zugängliche Datensätze.

Wie war es möglich genügend Probandinnen und Probanden zu motivieren?

Dank der kräftigen Unterstützung diverser Kooperationspartner konnte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SALK ein sehr attraktives Angebot bei Studienteilnahme gemacht werden. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie erhalten zwei umfangreiche sportmedizinische Untersuchungen am Beginn und Ende der Studienlaufzeit. Je nach zugeloster Gruppenzugehörigkeit werden die Probandinnen und Probanden mit hochwertigen Incentives zur dauerhaften Teilnahme an der Studie motiviert: Zeitkarten für den öffentlichen Verkehr, Regenbekleidung, GPS-fähige Fitnessuhren, Fahrrad-Reperaturgutscheine, Massagebälle, Handyhalterungen und mehr.

Was sind die nächsten Schritte im Projekt?

Bewertung der Radverkehrsinfrastruktur („Bikeability“) – der Ausschnitt zeigt den Salzburger Zentralraum auf österreichischer Seite. (Bildrechte: Z_GIS)

Während der Laufzeit der klinischen Studie konzipieren Wissenschaftler des Researchstudios iSPACE gemeinsam mit Kollegen des Interfakultären Fachbereichs Geoinformatik – Z_GIS der Uni Salzburg räumliche Modelle, die später mit den Daten aus der Studie verbunden werden. Diese räumlichen Modelle dienen einerseits dazu, das Umfeld des Wohnorts und des Arbeitsplatzes (jeweils beliebige Adresspunkte) hinsichtlich der Eignung für verschiedene Mobilitätsformen zu untersuchen, und andererseits Routenempfehlungen für den Arbeitsweg mit Bezugnahme auf zu erwartende gesundheitliche Effekte zu generieren. Bei der Umfeldanalyse werden beispielsweise die Attraktivität des Wegenetzes für Fußgänger, die Qualität der Radverkehrsinfrastruktur oder die Distanz zur nächsten Haltestelle des öffentlichen Verkehrs festgestellt. Diese Information fließt auch in die Routenoptimierung ein, bei der zudem Aspekte wie Abfahrtsintervalle, Steigung und maximal zumutbare Distanzen mit berücksichtigt werden.
Diese räumlichen Elemente werden anschließend in einer Informationsplattform, die gemeinsam mit den Firmen TraffiCon und Herry Consult entwickelt wird, zusammengeführt. Hier sollen alle relevanten Informationen intuitiv zusammengeführt werden, um Mobilitätsmanager, Betriebe und Pendler bestmöglich mit Evidenzgrundlagen versorgen zu können.